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Uncle Siggs kleine Politik-Stunde

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Silbermannorgel für die Frauenkirche?

Dresden, den 26.2.2002
Diskussionsbeitrag im Internetforum

 

Leider enthalten die öffentlichen Verlautbarungen über den Orgelstreit nur wenige fachliche Informationen. Auch in Leserzuschriften der Presse überwiegen Emotionen und spontane Meinungen, oft für Außenstehende nicht nachvollziehbar, wie z.B. der Vergleich zwischen Orgelpfeifen und den Steinen des Kirchenbauwerks. Damit sich der interessierte Dresdner ein genaueres Bild machen kann, wäre es notwendig, aufzuklären über frühere und heutige Kammertonhöhe, über eine wohltemperierte oder gleichschwebende Stimmung von In strumenten, über das Zusammenspiel von Orgel, Streichern, Bläsern und einem Flügel und vielleicht auch über den typischen Silbermann-Sound, etwa über die Unterschiede zwischen barockem und romantischem Orgelklang.

Leider meldet sich auch die Firma Jehmlich dazu nicht, erst nach einem ominösen Fax zum Auftragsentzug kommt von dort berechtigtes Entsetzen. Leider lässt man auch Organisten und Dirigenten, die einmal dort musizieren sollen, in der Presse nicht zu Wort kommen. Statt dessen wird das 81-jährige musikalische Wunder Gerda Jähnig bestaunt, die den Klang der alten Silbermann-Orgel der Frauenkirche 57 Jahre nach deren Verstummen noch im Ohr hat. Damit wird sie wohl für die Kerns und Jehmlichs eine große Hilfe sein.

Doch Scherz beiseite: wenn selbst Herr Kern unmissverständlich sagt: einen echten Silber mann kann kein Orgelbaumeister der Welt nachbauen, dann entnehmen wir daraus, dass keine Bleche und Hölzer aus Silbermanns Werkstatt mehr vorhanden sind und heute keine Wind- und Regierwerke so aufgebaut werden wie damals. Was die klangliche Gestaltung der Pfeifenwerke, Register betrifft, so muss man selbstverständlich dem geschulten Gehör heute lebender Meister und Handwerker Vertrauen schenken.

Einen "echten" Rembrandt nachzumalen oder eine "echte" Stradivari nachzubauen, mag zwar heutigen Handwerkern möglich sein. Das ist dann aber immer ihr Werk. Es als Rembrandt oder Stradivari zu bezeichnen, wäre einfach eine Fälschung. Der Zauber des Namens Silber mann wird dafür erhalten bleiben, um die Liebhaber in die Konzerte auf den noch vorhandenen alten Silbermann-Orgeln zu locken. Für jeden Neubau sollten wir heutigen Orgelbaumeistern, Organisten und Musikwissenschaftlern Glauben schenken und deren Namen mit der neuen Frauenkirchen-Orgel verbinden.


 

Es ist doch alles ganz einfach..

warum kommt niemand darauf?...

Muss ich denn alles alleine ausdenken?..